Maden für die Wundbehandlung. Manchmal ist es besser, nicht einem Arzt in die Hände zu fallen.
Während der Napoleonischen Kriege stellte der französische Chirurg Baron Larrey fest, dass ausgerechnet die Soldaten, die zunächst zwischen den Fronten liegen blieben, häufiger überlebten als die, die sofort ins Lazarett gebracht wurden.
Er hatte dafür auch eine Erklärung parat: Maden, die sich in den Wunden der unbehandelten Soldaten festsetzten, töteten viele Krankheitserreger ab und verhinderten so eine Blutvergiftung. «Schon die Mayas und die Römer haben gezielt Maden eingesetzt», sagt der Insektenforscher Andreas Vilcinskas. «Aber als die Antibiotika kamen, hat sich niemand mehr dafür interessiert.»
Studien haben gezeigt, dass die Anwendung der Maden 30 Prozent von Amputationen bei diabetischem Fußsyndrom verhindern kann, wenn man sie rechtzeitig einsetzt. Außerdem ist die Anwendung kostengünstiger als die Therapie mit Antibiotika. Biotherapie statt Pharmakeule.
Die Maden werden so gezüchtet, dass sie keimfrei sind. Das macht sie zu „medizinischen Maden„, die dann in der Wundtherapie eingesetzt werden können. Bei der Behandlung werden sie in die offene Wunde gesetzt. Dort sondern sie eine Flüssigkeit ab, die nur nekrotisches, also totes Gewebe zersetzt. Anschließend saugen sie dies in sich hinein. Die Wunde kann dann, befreit von totem Gewebe und gereinigt durch die Flüssigkeit, wieder besser heilen. Die kleinen Helfer verbleiben 3 bis 4 Tage in der Wunde. Dabei erreichen sie das 100fache ihrer Größe.
Bereits die Maya kannten die heilende Wirkung der Maden. In Europa wurde die heilende Wirkung durch einen Zufall wiederentdeckt. Im ersten Weltkrieg stellte der Chirurg William S. Baer überrascht fest, dass sich die Wunden zweier Soldaten, die voller Maden waren, in erstaunlich gutem Zustand befanden. Baer war Professor für orthopädische Chirurgie an der John-Hopkins Universität in Baltimore und führte dort Versuche mit Patienten durch, die an einer therapieresistenten chronischen Knochenmarksentzündung litten. Was die Ärzte nicht schafften, gelang einigen Nachkömmlingen der heimischen Schmeißfliege. Alle Patienten konnten als geheilt entlassen werden. Maden galten nun als eine Wunderwaffe, bis sie in den 30er Jahren von den Antibiotika verdrängt wurden.
Die Made hat ein großes Handicap: Ihr Image. Menschen ekeln sich vor ihr. Pharmaunternehmen können die Made auch nicht als Heilmittel patentieren. Um den Ekel bei Patienten und beim Pflegepersonal zu verkleinern, gibt es die Maden auch in einem teebeutelartigen Stoffsäckchen, einem so genannten Biobag. Durch den grobförmigen Stoff hindurch können die Maden ihre heilende Wirkung tun und sind doch für die Beteiligten weniger eklig. Die Forscher verfolgen ein visionäres Ziel: Sie wollen das Madensekret in Form eines Pflasters herstellen. Allerdings gelingt dies bisher nur ohne die antibakterielle Wirkung der Made.
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