Der Markenname “Heinz“ klingt wie ein Synonym für Ketchup. Die Fans der roten Soße möchten es vielleicht gerne glauben, doch die Ergebnisse der Ökotest (Ausgabe 3/2023) belehrt uns eines Besseren.
Als einziger Ketchup von 20 getesteten kanzelte die Redaktion den Heinz-Ketchup mit einem “Ungenügend“ ab. Grun d war nicht in erster Linie der hohe Zuckergehalt von 25,3 g/100 ml. In einigen anderen Ketchups war ebenfalls relativ viel Saccharose (Zucker). Doch lauern im Produkt von Heinz noch ganz andere Gefahren.
So fanden die Chemiker im Heinz-Ketchup Gifte von Schimmelpilzen und das in unvertretbaren Mengen. Eines der Toxine war AOH (Alternariol) des Schlauchpilzes Alternaria, der gerne auf zermatschten Früchten siedelt. Mit 47 µg/kg lag der Wert sehr deutlich über der erlaubten EU-Grenze von 10 µg/kg. AOH wies das Labor zwar auch im Ketchup von Hellmann´s und Papa Joe`s nach, allerdings erreichte die Konzentration nur rund die Hälfte des Grenzwertes. Das Schimmelgift kann das Erbgut verändern und so zu Krebs und genetischen Defekten führen.
Im Test spielte auch das Schimmel-Toxin TeA (Tenuazonsäure) eine Rolle. Das Gift hemmt die Protein-Biosynthese, wodurch Organe schwer geschädigt werden können. Ausgerechnet in drei Bio-Sorten war das Toxin enthalten und zwar im Ketchup von Alnatura, Dennree und DM. Der DM-Ketchup kam deshalb nur auf ein “Ausreichend“, obwohl er mit 13 g/100 ml von allen getesteten Artikeln den niedrigsten Zuckergehalt aufwies.
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Bio-Ketchup ist nachhaltiger
Ökotest befragte die Hersteller auch nach Herkunft und Produktionsweise der Tomaten. Bio-Ketchups sind den vorgelegten Nachweisen zufolge sowohl ökologisch nachhaltiger als auch nach sozialen Kriterien im Vorteil. Die meisten Produzenten verwenden Tomaten aus Spanien, Portugal und Italien. Nur Kraft/Heinz machten dazu keine Angaben.
Ein großer Teil der Tomaten bzw. Tomatenmark für die Lebensmittelproduktion wird aus Ländern in die EU importiert, in denen skandalöse Arbeitsbedingungen herrschen. In China müssen Uiguren quasi als Sklaven auf den Feldern arbeiten. In anderen Ländern werden sogar Kinder als Feldarbeiter ausgebeutet. Wenn ein Lebensmittelkonzern die Herkunft der Rohstoffe verheimlicht, so weckt das den Verdacht, die Grundstoffe kommen aus diesen kritischen Ländern.
Heinz schwieg sich gegenüber Ökotest nicht nur über die Lieferketten aus. Auch die Fragen der Redaktion zu den Schimmelgiften beantwortete der Konzern nicht.
Lycopin als Zeichen für Qualität
Ökotest bestimmte auch den Lycopin-Gehalt im Ketchup. Das Carotinoid ist mit Vitamin A verwandt und ein effektives Antioxidans. Lycopin verleiht den Früchten auch ihre rote Farbe. Je höher die Konzentration des sekundären Pflanzenstoffs im Ketchup ist, desto mehr hochwertige Tomaten dienten zur Herstellung. Über den Vitalstoff Lycopin (inklusive Studienlage) hatte ich hier berichtet: www.vitalstoffmedizin.com/lycopin/
Spitzenreiter war in dieser Kategorie der Ener Bio Tomaten Ketchup von Rossmann mit 302 mg/kg. Trotzdem erhielt das Produkt nur ein “Ausreichend“ wegen mangelnder Lieferketten-Transparenz. Sunred Tomaten Ketchup von Norma brachte 297 mg/kg Lycopin und erhielt ein “Gut“. Schon wenig verwunderlich waren hier die Ketchups von Kraft/Heinz im unteren Bereich: Kraft Ketchup enthielt nur 113 mg/kg und Heinz Ketchup nur 104 mg/kg.
„Gut“ und „Sehr gut“ bewertete Ketchup-Sorten
Ökotest vergab zweimal “Sehr gut“: An den Zwergenwiese Tomaten Ketchup und den Penny Tomaten Ketchup.
“Gut“ erhielten Rapunzel Tomaten Ketchup, Naturata Tomaten Ketchup, Werder Tomaten Ketchup, Rewe Beste Wahl Tomaten Ketchup fruchtig, Sunred Tomaten Ketchup, Delicato Tomaten Ketchup von Aldi und Kania Tomaten Ketchup von Lidl.
Einen insgesamt positiven Trend sieht Ökotest beim Zuckergehalt, den einige Hersteller inzwischen gesenkt haben. Bleibt zu hoffen, dass sich auch beim Tomatengehalt und dessen Qualität etwas tut.
In Israel darf Heinz seinen “Ketchup“ gar nicht mehr so nennen
In Israel muss Ketchup mindestens 41 % Tomaten enthalten, um den Namen zu verdienen. Doch das gezuckerte Gemisch enthält angeblich nur 21 % Tomatenmark – zu wenig für eine Tomatensauce, die Ketchup ja eigentlich sein soll. Einer Nachricht der britischen Zeitung Indipendent zufolge hatte das israelische Gesundheits-Ministerium dem Hersteller im Januar 2015 vorerst untersagt, sein Produkt als „Ketchup“ zu deklarieren. Statt dessen muss der Produzent seinen Artikel fortan „Tomato Seasoning” (auf deutsch in etwa: Tomatenwürze) nennen.
Hinter dem Verbot steht offensichtlich auch ein Konkurrenzkampf. Denn das Verbot durch den obersten Gesundheitshüter des Nahoststaates veranlassten Lobbyisten des israelischen Ketchup-Produzenten Osem. Freilich mit einiger Berechtigung, denn der Osem-Ketchup erfüllt die gesetzlichen Standards. Osem wies darauf hin, dass sein Konkurrent Heinz hier irreführende Werbung betreibe, wenn der Tomatenmarkgehalt angeblich bei 61 % liege. Mit der Behauptung widersprach Heinz dem Vorwurf seines israelischen Mitbewerbers, will aber dennoch den israelischen Ketchup-Standard ändern lassen.
Als Lobbyist tritt hier das Vertriebsunternehmen „Diplomat“ des Lebensmittel-Konzerns auf. Doch der Importeur hat gegen den mächtigen israelischen Mitbewerber Osem nur geringe Chancen, weil der über 60 % der Marktanteile hält und daher auch einflussreicher ist. Zudem unterstützt die israelische Verbraucherschutz-Organisation „Histadrut“ die Forderungen von Osem. Im Blick haben deren Verbandsvertreter gerade die Gesundheit von Kindern.
Bereits 2011 war Ketchup in französischen Grundschul-Kantinen generell verboten worden. Grund dafür war hier die Forderung, dass Kinder verstärkt mit der traditionellen Küche Frankreichs vertraut gemacht werden sollten. Der Konsum von Ketchup stehe dem entgegen, hieß es aus Reihen der National Association of Directors of Collective Restaurants.
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Der Beitrag wurde im Mai 2016 erstellt und am 20.3.2023 mit dem Testbericht von Ökotest erweitert.
Beitragsbild: pixabay.com – Alexas_Fotos