Bevor ich zur Frage nach dem Schamanismus selbst komme, möchte ich eine Frage stellen, die damit (auch) verbunden ist: Kennen Sie ihr Krafttier?
Was steckt hinter dieser Frage?
Krafttiere helfen uns allenthalben auf unserem Lebensweg, so die These von Schamanen. Sie verkörpern unsere Seelenqualitäten, die wir im Moment dringend nötig haben, und können uns jederzeit positiv bestärken. Wer gerade vor etwas Angst hat oder eine wichtige Entscheidung einfach nicht zu treffen vermag, sollte sich mental mit seinem Krafttier verbinden, um den Fluss seines Lebens an harmonischer Stelle wieder aufzugreifen.
Bevor wir der Frage weiter nachgehen, wie jeder sein Krafttier finden kann, kommen wir zur Frage:
Was ist Schamanismus?
Es geht nicht um Religion, sondern um sehr alte Traditionen, die sich um das Wissen der Menschen um all jenes, was die Welt zusammenhält, ranken. Saman ist ein zentralasiatischer Begriff, der in etwa „der Wissende“ bedeutet und wovon sich das Wort Schamane ableitet. Schamanen tauchen in vielen indigenen Kulturen auf, obwohl diese nachweislich nie miteinander Kontakt hatten. Bis heute begegnen wir schamanischen Bräuchen im Amazonasgebiet, auf Hawaii oder in Sibirien. Und auch in Europa war Schamanismus einst gängige Praxis.
Was macht einen Schamanen heute aus?
Trommeln, Tierfelle oder gar Froschaugen waren bei den Schamanen in etwa das, was der weiße Arztkittel bei den modernen Ärzten ist, das Klientel sollte damit eher auf das folgende Ritual eingestimmt werden. Wer heute einen Schamanen aufsucht, erwartet keinen Rezeptblock und ist auch kein Patient, denn er wirkt bei der Konsultation aktiv mit, da der Schamane von ihm Selbstverantwortung und Selbstermächtigung erwartet.
So nimmt es nicht wunder, dass der Schamane de facto psychische Probleme behandelt, deren Begründung er einem Verlust der Seele zuordnet, was ungefähr dem Trauma oder der posttraumatischen Belastungsstörung der modernen Psychologie entspricht.
Der Seelenverlust hat viele Facetten. Es kann sich dabei um einen Unfall oder Gewalterfahrung, eine OP oder um den Verlust eines geliebten Menschen handeln. In manchen Fällen löst sich jener Seelenanteil von dem Betroffenen ab, der den Schmerz auf sich genommen hat, um so das Weiterleben zu ermöglichen. Auf diese Weise wird das schreckliche Erlebnis zwar aus dem Bewusstsein gelöscht, aber es gibt Situationen, die den alten Schreck zurückholen und in der Folge das damalige Gefühl von Wut, Angst oder Ohnmacht wieder ans Tageslicht fördern.
Doch das Abspalten eines Seelenanteils ist mehr als nur eine Verdrängung von Erinnerung. Der Mensch verliert dadurch seine Vollständigkeit und reagiert mit Freudlosigkeit, innerer Leere oder Suchtverhalten.
Mit dem Schamanen eine Zeitreise machen
Es ist wichtig, die verlorenen Seelenanteile wiederzufinden. Zu diesem Zweck geht der Schamane mit seinem Klienten auf eine Reise und besucht jenen Menschen, der sein Klient vor dem auslösenden Ereignis einst war. Auf diese Weise können beide in der Vergangenheit die Zukunft heilen. Sie begeben sich dabei auf drei Weltebenen:
- Untere Welt – In den Wäldern und Seen sowie auf Wiesen und Bergen gibt es Stein-, Pflanzen-, Tier- und menschenähnliche Geister. Hier findet der Klient seine Kraft- oder Geisttiere.
- Mittlere Welt – Durch ihren magischen Aspekt gewährt sie uns den Zugang zur Vergangenheit und in die Zukunft. Sie ist angefüllt mit den Feen, Trollen oder Naturgeistern, wie wir sie aus Mythen und Märchen kennen.
- Obere Welt – In dieser ätherischen Region hat sich bei den Göttern, unseren Ahnen und den Erleuchteten das gesamte Wissen der Menschheit angesammelt. Hier erfahren wir Hilfe, wenn uns ungelöste Fragen, ein Leiden oder Schmerzen plagen.
Innerhalb dieser Welten gilt es, sogenannte Seelenverträge wieder aufzulösen, um sie durch bessere Abmachungen zu ersetzen, was den einen oder anderen vielleicht an Goethes Faust erinnern mag. Solche Seelenverträge zur Rettung aus bedrohlichen Situationen haben fast alle Menschen geschlossen, in vielen Fällen auch schon lange vor der Geburt.
Allerdings sind diese Art unbewusste Verträge mit einschränkenden Überzeugungen verknüpft, die es uns nicht ermöglichen, wirklich so zu leben, wie wir es in der Tiefe unserer Seele gern möchten. Dazu möchte ich ein Beispiel aus der schamanischen Praxis anführen:
Eine Klientin mit Kinderwunsch wurde bei allem Bemühen einfach nicht schwanger. Die schamanische Reise offenbarte dann, dass sie als Kind beschlossen hat, dass sie auf keinen Fall so werden will wie ihre lieblose Mutter und sich daher geschworen hat, niemals selbst ein Kind zu bekommen. Dieser Seelenvertrag konnte schließlich gelöst werden. Bald danach bekam die Dame ein Mädchen.
Schamanismus ist ein erlernbares „Handwerk“
Es ist kein Widerspruch, zum Beispiel Katholik und gleichzeitig Schamane zu sein. Jeder kann und darf sich den sieben schamanischen Grundlagen öffnen, die da lauten:
- Die Welt ist stets das, wofür du sie hältst
„Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern so, wie wir sind.“ (Anais Nin)
- Alles fließt grenzenlos ineinander
Alles, was du intensiv fühlst oder tust, hat Auswirkungen, sowohl auf dich selbst als auch auf dein Umfeld.
- Energie fokussiert sich auf deine Gedanken
Du trägst dein Glück in deinem Kopf. Du entscheidest selbst darüber, ob du dir ständig nur über alles und jeden Sorgen machst oder ob deine Gedanken stattdessen lieber Ziele und Visionen verfolgen. In diesem Zusammenhang spricht man von der „Disziplin des Geistes“.
- Die Macht ist jetzt mit dir
Du kannst zu jedem Zeitpunkt eine weichenstellende Entscheidung in deinem Leben treffen. Schamanen sehen darin das Ziel der Selbstermächtigung.
- Glück braucht Liebe
Wir sind alle von Freude, Vertrauen und Schönheit umgeben. Bemühe dich darum, wieder wie ein Kind zu sehen und zu empfinden.
- In uns ruht die Macht
Versuche stets, die Macht der Gedanken und der Worte zu verstehen.
- Wirksamkeit als Maß von Wirklichkeit
Was nicht gut funktioniert, muss anders angegangen werden. Unser Leben verlangt nach Einfallsreichtum, Flexibilität und Kreativität. Zuweilen darf dies auch ein Rückzug sein, wenn etwas so gar nicht gelingen mag.
Back to the roots
Wer war ich, bevor ich jemand zu sein hatte?
Was waren meine Wünsche, bevor ich aufgrund leidvoller Erfahrungen innerlich dichtgemacht habe?
Diese und ähnliche Fragen sollten wir uns in den unterschiedlichsten Situationen immer mal wieder stellen. Es ist, als ob wir neben uns treten und uns selbst von außen mit unseren Kinderaugen betrachten.
Schamanismus ist eben kein alter Hut
Unsere moderne Lebensrealität hat sich weit von der Natur entfernt. Der Konsum im Verein mit der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung sorgen für eine tägliche Überflutung der Menschen mit vermeintlich wichtigen Verbrauchsgütern und Informationen. In unserem hektischen Streben nach Perfektion und Karriere degradieren wir uns selbst zu reinem Funktionalismus, was uns stresst und physisch und psychisch oft genug chronisch krank macht.
Viele Menschen begehren dagegen innerlich auf, oft sogar unbewusst. In der Folge verzeichnen wir ein wiedererwachendes und zunehmendes Interesse an sanften Heilmethoden und nicht zuletzt auch am Schamanismus. Dass jede Krise nicht ausschließlich ein von außen auf uns herabstürzender Schicksalsschlag ist, sondern sehr viel mit uns selbst zu tun hat, ist vielen Menschen schon klar geworden. Daher sind schamanische Rituale nach innen auf die ganz tief liegenden Bilderwelten gerichtet.
So eine schamanische Reise ins Innere des Seins ist zuweilen anstrengend, manche möchten es nicht wahrhaben, was da zutage gefördert wird, und es geschieht nicht selten Unvorhersehbares. Mit einem hohen Maß an Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, sei gerade heute jedem die Kontaktaufnahme zu einem Schamanen empfohlen.
Kommen wir damit zurück zum: Krafttier
Gemäß dem Glauben der Schamanen verfügt jeder Mensch über mindestens ein Krafttier, das für einen Aspekt in unserem Leben steht, wobei das Hauptkrafttier oft als Totem bezeichnet wird. In manchen Fällen wechseln sich die Krafttiere nach ein paar Jahren ab, geben sich sozusagen die Klinke in die Hand, oder es kommen noch andere hinzu. Es geht dabei um Spiritualismus, der durch Individualität gekennzeichnet ist, über einen Kamm für alle lässt sich die Arbeit des Schamanen nicht scheren. Daher sollte jeder sein(e) Krafttier(e) kennen, um sich mit ihm beziehungsweise ihnen verbinden zu können.
Einige Krafttiere neigen dazu, sich im Traum direkt zu offenbaren. Bitte achten Sie sensibel darauf. Manche Menschen beschreiten den Weg, ihr Krafttier vor dem Einschlafen darum zu bitten, genau dies zu tun, was nicht selten zu Erfolg führt. Bei anderen zeigt sich das Krafttier spontan in besonders schwierigen Lebenssituationen. Dies kann im Rahmen eines Tagtraums geschehen oder ein solches Tier ist tatsächlich unerwartet physisch anwesend.
Das kann zum Beispiel eine plötzliche Begegnung mit einem Tier sein, dass sich so gar nicht artspezifisch verhält und ziemlich offensichtlich versucht, eine ganz persönliche Botschaft rüberzubringen. Viele Menschen haben eine solche Situation schon erlebt, ohne sie einordnen zu können. Es werden aber auch spezielle Meditationen angeboten, die einen zu seinem Krafttier auf sanfte Weise hinführen. Das Gute daran ist, dass es jeder genau spürt, wenn er sein Krafttier gefunden hat. Ein vollständiges Krafttier-Alphabet finden Sie zum Beispiel hier: Krafttier-Alphabet – Lexikon der Seelentiere I schamanen-garten-de (schamanen-garten.de)
Vielen Dank für diesen Beitrag.
Dieses innere Licht der Lepcha-Menschen fasziniert mich sehr. Natürlich kann eine TV-Kamera meistens nur ein kleines und verzerrtes Bild der Wirklichkeit liefern. Und doch werden hier einige Aspekte des Lebens mit der Natur zwischen den Bildern gezeigt, über die wir gerne nachdenken dürfen.
So ganz ursprünglich ist die Welt der Lepcha auch nicht mehr. Diese eine Szene trägt den Samen der Hoffnung und Sorge in sich. Die jungen Menschen möchten die moderne Welt mit ihren Verlockungen kennen lernen, was ich als Müchener gut verstehen kann. Ein lebensfähiges Volk muß sich anpassen können. Meine Hoffnung für die Lepcha besteht darin, daß sie sich ihre Wurzeln und ihre Naturbindung erhalten können.
Schon wird die harmonische Welt der Lepcha durch die Patente der Pharma-Konzerne bedroht.
Wie immer, der Film wird dort interessant, wo er keine Bilder zeigen kann.