Bakterien können uns nicht mehr gefährlich werden. Tatsächlich? Das Gegenteil scheint der Fall. Viele Wissenschaftler beobachten die Entwicklung der über weitreichende Resistenzen verfügenden Krankheitserreger mit Sorge.
Die Keime machen inzwischen auch vor jungen, gesunden Menschen nicht mehr Halt: So verstarb das erst zwanzigjährige brasilianische Model Mariana Bridi da Costa an den Folgen einer Harnwegsinfektion. Der verantwortliche Keim, das Bakterium Pseudomonas Aeruginosa, konnte erfolgreich ausgemacht werden, – die Antibiotika-Behandlung blieb dennoch ohne Erfolg. Die Keime konnten sich ungehindert im ganzen Körper der jungen Frau ausbreiten und vermehren, – mit fatalen Konsequenzen. Um deren Leben zu retten, amputierte man Hände und Füße der jungen Frau. Ende Januar 2009 verlor das Supermodel den knapp zweimonatigen Kampf gegen die resistenten Erreger. Pseudomonas Aeruginosa gilt bereits in jedem vierten Fall als resistent gegen Antibiotika.
Bereits 2005 infizierten sich laut Aussage des Magazins Technology Review mehr als drei Millionen Europäer mit derartigen Keimen, – für etwa fünfzigtausend Menschen mit tödlichen Folgen. Uwe Frank, seines Zeichens klinischer Mikrobiologe an der Universität Freiburg, berichtet, dass diese Bakterien nach neuesten Schätzungen weltweit für mehr Todesfälle verantwortlich seien als die Immunschwächekrankheit Aids (mit zwei Millionen Opfern in 2007).
Traditionelle Antibiotika vor dem Aus?
Vor über 80 Jahren entdeckte Alexander Flemming das Penicillin, indem er die keimabtötende Wirkung des Schimmelpilzes Penicillium Notatum analysierte. Derzeit stehen mehreren Dutzend Wirkstoffen über 3000 Antibiotika-Einzelzulassungen für Medikamente gegenüber.
Traditionelle Antibiotika greifen die Zellwand der Erreger an, verhindern deren Vermehrung und hemmen die Proteinproduktion. Doch die US-amerikanischen Mikrobiologen Arias und Murray, Universität Texas, warnen vor multiresistenten Superkeimen, zu lesen im New England Journal of Medicine. Auch Jörg Hacker, designierter Leiter des Robert Koch-Instituts, sieht die MRSA-Keime (Methicillin resistente Staphylococcus aureus) mit äußerster Besorgnis.
Sich ihrem Umfeld perfekt anpassende Keime wie E.coli, Staphylococcus Aureus oder auch Pseudomonas Aeruginosa vermehren sich in rasantem Tempo, quasi in Minutenschnelle. Und sie tauschen nicht nur ihr Genmaterial untereinander aus, sondern mutieren ungewohnt schnell und häufig in Richtung Resistenzverstärkung: Der Keim, der Antibiotika-Behandlungen unbeschadet übersteht, gibt naturgemäß sein Erbgut besonders gern an weitere Generationen von Bakterien weiter.
Wie stellen diese Bakterien das an? Entweder sorgt das Bakterium selbst über seine Efflux-Pumpen dafür, dass das Medikament die Zelle wieder verlässt. Oder das Antibiotikum schafft es gar nicht erst durch die Zellwände. Bakterien verändern die Zellwandproteine oder die DNA selbst oder machen den Wirkstoff über Enzyme wirkungslos.
Der für Lungenentzündungen und schwere Sepsis verantwortliche Staphylococcus Aureus tummelt sich vermehrt auf den Intensivstationen der Krankenhäuser und kann sogar über Breitbandmedikamente wie Vancomycin nicht immer erfolgreich bekämpft werden. Gleiches gilt für den immer schwieriger werdenden Kampf gegen Enterokokken, die ebenfalls Sepsis auslösen. Bei Pseudomonas und Coli-Bakterien lässt sich Ähnliches beobachten.
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Deutsche Kliniken – Ideale Brutstätten für gefährliche Keime?
Patienten auf Intensivstationen, aber auch auf normalen Stationen und in Ambulanzen sind doppelt benachteiligt: Bereits immungeschwächt, sehen sie sich einer erhöhten Konzentration an resistenten Keimen gerade an Orten ausgesetzt, die eigentlich ihre Genesung befördern sollten.
Für Gesunde, etwa Ärzte, Krankenschwestern oder Pfleger, entsteht durch die Besiedelung von Schleimhäuten durch Superkeime üblicherweise kein Problem. Bei Kranken hingegen führt die Übertragung der Keime zu Lungen- und Herzmuskelentzündungen, Blutvergiftungen und Wundinfektionen sowie Harnwegsinfekten.
Die Hygiene in vielen Krankenhäusern lässt derart zu wünschen übrig, dass der Herausbildung von besonders gravierenden Resistenzen Tür und Tor geöffnet ist: Jährlich infizieren sich deutschlandweit fast eine Million Krankenhauspatienten über resistente Keime; über 1500 Patienten sterben an den Folgen dieser unerträglichen, schwer kalkulierbaren Bedingungen.
Die gängige Verschreibungspraxis – ohne Maß und Ziel
Fluorchinolone-basierte Medikamente wirken ebenfalls nicht mehr, nachdem sie exzessiv verordnet wurden. Hinzu kommt die unsinnige Verschreibungspraxis bei Atemwegsinfektionen: Antibiotika wirken nun einmal nicht gegen viral bedingte Erkrankungen, doch Hausärzte verschreiben diese weiter prophylaktisch mit dem Argument, man wolle dem geschwächten Organismus nicht auch noch eine mögliche bakterielle Infektion zumuten.
Diese maßlose Verabreichung von Antibiotika (im Jahr 2007 wurden Antibiotika für den stolzen Betrag von 808 Millionen Euro verordnet, Privatversicherte und Kliniken nicht eingerechnet) manifestiert sich nun in der zügellosen Vermehrung multiresistenter Keime. Dies belegen auch die Studien zur Resistenzentwicklung, geleitet durch den Infektologen Dr. Winfried Kern, Uniklinik Freiburg, – in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und der Paul-Ehrlich-Stiftung.
Was die Zukunft bringt …
Ärzten bleibt nun nur die Wahl zwischen „Pest und Cholera“: Sie können einmal resistente Erreger mittels älterer Medikamente bzw. hochwirksamen Reserveantibiotika zu bekämpfen suchen oder kostenintensive, neu entwickelte Substanzen wählen, deren effektive Wirkungstage schon zum Zeitpunkt ihres Markteintritts gezählt sind.
Weshalb wird nur halbherzig in die Erforschung neuer Substanzen investiert? Mit Antibiotika, die per se nur über einen vergleichsweise kurzen Behandlungszeitraum eingesetzt werden, lässt sich kaum Geld verdienen.
Was tun? Naturheilmittel mit antibiotischer Wirkung wie Senf- oder Korianderöl oder auch Umbkaloabo könnten eine Alternative sein, die auch von der Schulmedizin mit wachsendem Interesse betrachtet wird: So konzentrieren sich einige Pharmakonzerne derzeit u. a. darauf, im brasilianischen Regenwald nach phytotherapeutisch verwertbaren Pflanzen mit keimtötenden Wirkstoffen zu suchen.
Ein spezifischer Vorteil pflanzlicher Antibiotika gegenüber konventionellen Antibiotika besteht darin, dass sich ihre vielfältigen pflanzlichen Inhaltsstoffe wechselseitig in ihrer Wirkungsweise unterstützen, während letztere nur einen Wirkstoff beinhalten. Angesichts von Wirkstoffkombinationen haben es Erreger naturgemäß schwer, echte Resistenzen zu entwickeln. Naturwirkstoffe lassen sich außerdem hervorragend vorbeugend einsetzen, wie im Fall des erwähnten Senföls, das sich bei wiederkehrenden Infekten der Harnwege bewährt hat, ohne dass bislang Resistenzen bekannt wären.
Ein weiteres Beispiel: Der entzündungshemmende Manuka-Honig, zu empfehlen bei Hals- und Rachenentzündungen sowie Reizungen der Magenschleimhaut. Bei Manuka handelt es sich um einen auf Neuseeland gedeihenden Busch aus der Familie des Teebaums.
Auch ein Auftragen bei eitrigen Abszessen und zur Wundheilung zeitigt hier gute Erfolge: Wunden, die auf langwierige Antibiotika-Behandlungen nicht mehr ansprachen, heilten nach Gabe des Honigs schließlich vollständig. Manuka gilt den Maori als traditionelles Heilmittel bei Infektionen. Die federförmigen Blätter dienen als Wundauflage, Samen werden gekaut, um Magen- und Darmbeschwerden entgegen zu wirken.
Die Strategie: Bundesweite und globale Netzwerke
Eine gute Kooperation zwischen Pharmaindustrie, den jeweiligen Regierungen und der Forschung scheint angesichts der Bedrohung durch multiresistente Erreger zwingend: So warnte Mitchell Cohen, führender Wissenschaftler am Center for Disease Control and Prevention, Atlanta, bereits zu Beginn der 1990er vor Entwicklungen, die Todesfälle aufgrund versagender Antibiotika zum Regelfall werden lassen könnten.
Jörg Hacker vom Robert Koch-Institut, das über ein System an die Erregerausbreitung überwachenden Konsiliar-Laboratorien verfügt, fühlt sich einer engen Zusammenarbeit mit dem Europäischen Präventions- und Kontrollzentrum (ECDC) in Stockholm daher in besonderem Maße verpflichtet.
Auch die Gesundheitsministerin von Niedersachsen, Mechthild Ross-Luttmann, CDU, forderte zu Beginn des Jahres Pflichttests, die helfen sollen, die Übertragung der bedrohlichen Keime einzudämmen. Und da das Risiko, sich auf der Intensivstation oder in anderen Bereichen eines Krankenhauses zu infizieren, derzeit bei mehr als 50 Prozent liegt, schlägt Dr. Matthias Pulz vom Landesgesundheitsamt Folgendes vor: Keimträger sollten bereits vor der Aufnahme bzw. dem Betreten einer Klinik quasi „herausgefiltert“ werden.
Ein mit etwa 40 Euro zu Buche schlagender, drei Stunden dauernder Schnelltest soll sicherstellen, dass Patienten mit Immunschwäche genau auf MRSA untersucht und bei positivem Befund unverzüglich isoliert werden können. Auf diese Weise sänke das Ansteckungsrisiko erheblich.
Ein Netzwerk aus Kliniken, Gesundheitsämtern, Altenheimen und Hausärzten müsse u. a. sicherstellen, dass betroffene Mediziner allzeit sehr gut informiert und geschult seien. Des Weiteren müssten Keimbefunde unbedingt meldepflichtig werden, – Frau Ross-Luttmann plädiert für eine Regelung auf Bundesebene und eine entsprechende zentrale Datenbank.
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Beitragsbild: 123rf.com – Luciano Cosmo