Die Gehirnwellen bei Erwachsenen und bei Kindern

Ein lebendes Gehirn erzeugt elektromagnetische Wellen, die sich relativ einfach auf nicht invasive Art und Weise messen lassen, zum Beispiel mit einer EEG (Elektroenzephalografie).

Ohne diese Gehirnwellen gäbe es kein Denken, Überlegen, Träumen, Analysieren, Vorstellen etc. Dabei verändern sich diese Gehirnwellen in Abhängigkeit davon, ob man zum Beispiel schläft oder nachdenkt oder lernt etc.

Die Gehirnwellen lassen sich in verschiedene Frequenzbereiche einordnen, die man mit bestimmten griechischen Buchstaben versehen hat.

Gehirnwellen von Delta bis Gamma

Gemessen werden Gehirnwellen, wie andere elektromagnetische Wellen auch, in Hertz (Hz = Schwingungen pro Sekunde). Unser Gehirn produziert pausenlos derartige Wellen. Und so sieht das Spektrum der Gehirnwellen aus:

Delta-Wellen (0,5 bis 3 Hz)

Dies sind die Wellen mit der geringsten Hertz-Zahl. Delta-Wellen entstehen während des Tiefschlafs. Sie helfen bei der natürlichen Heilung und unterstützen das Immunsystem.

Theta-Wellen (4-7 Hz)

Auch diese Frequenzen treten während des Schlafes auf, besonders während der REM-Phasen. Theta-Wellen wird nachgesagt, dass sie die Kreativität, Intuition und Entspannung erhöhen. Sie gelten zudem als Teil des „Unterbewusstseins“.

Alpha-Wellen (8-14 Hz)

Diese Wellen sind hauptverantwortlich für die Entspannung. Sie gelten als eine Art „Übergangsgebiet“ zwischen Bewusstsein (Beta-Wellen) und Unterbewusstsein (Theta-Wellen). Dieser Frequenzbereich ist besonders für das Lernen geeignet.

Beta-Wellen (15-37 Hz)

Der normale Wachzustand erzeugt vorrangig Beta-Wellen. Sie unterstützen Konzentration und Gedächtnis und werden zur Problemlösung benötigt. Verallgemeinert kann man sagen, dass der Beta-Zustand der normale Bewusstseinszustand ist. Beta-Wellen lassen sich mit Stimulanzien verstärken, siehe Koffein zum Beispiel etc.

Gamma-Wellen (38-100 Hz)

Die Entdeckung dieser Wellen ist erst jüngeren Datums. Die Wissenschaftler glauben, dass das Auftreten von Gamma-Wellen im Zusammenhang mit Spitzenleistungen und besonderen Konzentrationsanstrengungen verbunden ist.

Außerdem sollen sie für das Speichern von Informationen und Lernen wichtig sein. Darüber hinaus treten diese Wellen auch bei einer besonders tiefen Meditation auf.

Die Kategorisierung der verschiedenen Wellenformen sieht in der Praxis jedoch so aus, dass verschiedene Wellenformen gleichzeitig auftreten können. Es gibt hier also kein „entweder-oder-Prinzip“, wo die Anwesenheit einer Wellenform die einer anderen ausschließen würde.

Wie bereits angedeutet, sind zum Beispiel Theta-Wellen, aber auch Alpha-Wellen im Zusammenhang mit Entspannung ausschlaggebend. Und letztere vermitteln Konzentration, bei der ebenfalls Beta-Wellen beteiligt sind. Wir haben hier also fließende Übergänge und keine echten abgeschlossenen „Kategorien“.

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Studien

Ein Beitrag[1] aus dem Jahr 2017 spricht davon, dass der Forschungsstand in Bezug auf Gehirnwellen sehr dürftig ausfiele. Und das, was es an Studien gäbe, fragwürdige Produkte von Firmen mit Interessenskonflikten seien.

Heute sind es knapp 5000 Arbeiten, die sich mit Gehirnwellen befassen. Allerdings beschreiben die meisten Arbeiten die Verstärkung oder Abschwächung von Gehirnwellen im Zusammenhang mit schädlichen oder nützlichen Substanzen, ohne auf die zuvor durchgeführte Kategorisierung einzugehen.

Beispiel hierfür ist eine 2022 angemeldete Studie[2] aus dem Iran, in der untersucht werden soll, inwieweit die Supplementierung mit Vitamin D einen Einfluss bei Kindern mit ADHS auf Gehirnwellen, Verhalten und andere Parameter hat.

Eine ebenfalls iranische Studie[3] aus dem Jahr 2015 untersuchte Spiritualität im Zusammenhang mit Gehirnwellen.

Die Autoren fanden heraus, dass das bewusste Zuhören der Verse des Korans im Vergleich zum Ruhestatus zu einer Erhöhung der Theta-Wellen in den meisten Arealen des Gehirns führte. Gleichzeitig beobachteten die Autoren eine Erhöhung der Alpha-Wellen im Frontallappen.

Dies deckt sich mit den weiter oben ausgeführten Beschreibungen, denen zufolge Alpha- und Theta-Wellen unter anderem für Entspannung sorgen.

Im Januar 2022 erschien eine britisch-australische Arbeit[4], die einen interessanten Aspekt untersuchte. Hier standen die Alpha-Wellen im Hinterkopfbereich im Mittelpunkt des Interesses.

Die Autoren konnten eine Zunahme der Alpha-Wellen feststellen, wenn Menschen ihre Augen schließen. Sie beschreiben dies als einen Mechanismus, der dann einsetzt, wenn der visuelle Input durch die Augen ausfällt.

Im Jahr 2021 untersuchte eine koreanische Studie[5], inwieweit eine achtsamkeitsorientierte Ausbildung zu einer Veränderung der Gehirnwellen beiträgt. Die Autoren sahen, dass diese Form der Ausbildung bei den Teilnehmern zu einer Erhöhung der Alpha- und Theta-Wellen führte.

Auch dies passt mit unserer zuvor gemachten Beschreibung zusammen, wo beide Wellen, besonders die Alpha-Wellen, für das Lernen geeignet sind. Theta-Wellen unterstützen den Lernprozess insofern, da sie Entspannung, Intuition und Kreativität unterstützen.

Die Entwicklung der Gehirnwellen von der Wiege bis zum Grab

Bei der Geburt eines neuen Erdenbürgers gibt es im Vergleich zu einem Erwachsenen eine Menge von sichtbaren Unterschieden, die sich nicht nur auf die deutlich geringere Körpergröße beziehen. Das Neugeborene muss noch heranwachsen und sich entwickeln, was auch für die Gehirnwellen der Fall zu sein scheint.

So unterscheiden sich die Gehirnwellen in den verschiedenen Abschnitten des Lebensalters. Die sehen folgendermaßen aus:

Babys – Delta-Wellen

Wie bereits beschrieben, treten Delta-Wellen im Tiefschlaf auf und stehen in einem direkten Zusammenhang mit Selbstheilung bzw. Regeneration. Für Babys und deren Entwicklung ist dieser Zustand von enormer Wichtigkeit. Denn mithilfe der Delta-Wellen wird für ein „Milieu“ gesorgt, dass eine optimale Entwicklung garantiert. Dies ist auch ein Grund, warum Babys deutlich mehr schlafen als Jugendliche oder Erwachsene. Der Schlaf ist die Basis der notwendigen Delta-Wellen.

Kleinkinder – Theta-Wellen

Nach zwei Jahren wird das Baby zum Kleinkind. Dies ist der Zeitpunkt, an dem Theta-Wellen auftreten und dominant werden. Dieser Zeitraum umfasst ca. vier Jahre.

Wie beschrieben, sorgen Theta-Wellen für Intuition, Kreativität, Entspannung etc. Beim Kleinkind sind dies Attribute, die bei ihnen die Fantasie anregen, aber oft die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasie verwischen. Hier scheint das sich entwickelnde Bewusstsein noch im hohen Maße vom Unterbewusstsein beeinflusst zu sein.

Kinder – Alpha-Wellen

Alpha-Wellen stehen für Entspannung und sind eine „Brücke“ zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Diese Wellenform begünstigt im besonderen Maße das Lernen und auch Entspannung. Daher scheint es kein Zufall zu sein, dass beim Übergang vom Kleinkind zum Kind, also im Alter von sechs Jahren, Kinder eingeschult werden.

Dieser Zeitraum dauert ca. sechs Jahre, also bis zum zwölften Lebensjahr. In diesem Zeitraum entwickelt sich ein analytisches Bewusstsein, was das Kind befähigt, kritische Fragen zu stellen, zu interpretieren, Rückschlüsse zu ziehen etc.

Trotz einer Entwicklung der Alpha-Wellen verbleibt ein starker Einfluss der Theta-Wellen. Damit bleiben auch Kreativität, Entspannung und andere, mit den Eigenschaften der Theta-Wellen verbundenen Merkmale beim Kind erhalten.

Erwachsene – Beta-Wellen

Ab dem zwölften Lebensjahr könnte man den Menschen hirnphysiologisch als mehr oder weniger erwachsen ansehen. Zu diesem Zeitpunkt ist auch der größte Teil des Hirnwachstums abgeschlossen.

Und je älter die heranwachsenden „Erwachsenen“ werden, desto stärker treten Beta-Wellen auf und desto deutlicher nehmen die anderen Wellen-Formen ab, zumindest im täglichen Leben. Im Schlaf, bei der Meditation etc. kann sich dieses Verhältnis wieder vorübergehend ändern, wie wir bereits sehen konnten.

Beta-Wellen sind notwendig, um aufmerksam, vorsichtig, wachsam, analytisch etc. zu sein. Dabei muss man, um optimal zu „funktionieren“, gleichzeitig in der Lage sein, sich zu konzentrieren und gegebenenfalls zu lernen. Basis hierfür sind in erster Linie Beta-Wellen, gepaart mit Alpha-Wellen.

Gibt es eine „Hirnwellen-Schraube“, an der man drehen kann?

Es gibt eine Reihe von „tollen“ Angeboten im Internet, die mit „bewusstseinserweiternden Lösungen“ auch in diesem Bereich locken. Dabei ist es fraglich, ob diese Lösungen auch wirklich Lösungen sind.

Vielleicht sind sie für einige Menschen praktikabel, für andere wieder vollkommen belanglos. Wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sich bestimmte Wellenformen hervorrufen lassen, sind nur dünn gesät.

Und das Wenige, was man bislang hat sehen können, scheint eher banal zu sein und damit kein Grundstein für ein finanziell erfolgversprechendes Produkt.

Augen schließen, Meditation etc. haben in Studien interessante Veränderungen der Hirnwellen zeigen können, was sie aber nicht zu einem Verkaufsprodukt macht. Vielmehr bestätigten diese Erkenntnisse die Vorzüge dieser Maßnahmen.

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2023 erstellt.

René Gräber
René Gräberhttps://www.renegraeber.de
Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Der Name dieser Webseite ist dabei mein Motto: Gesundheitliche Aufklärung. Aber die "Gesundheitliche Aufklärung" braucht auch Sie! Ohne GEZ Gebühren und Steuermillionen kämpfen wir gegen Zensur und Abmahnungen. "Gesundheitliche Aufklärung" ist vollkommen unabhängig, überparteilich und kostenfrei (keine Paywall). Wir investieren viel Zeit, Geld und Arbeit, um ihnen Beiträge jenseits des "Medizin-Mainstreams" anbieten zu können. Wir freuen uns daher über jede Unterstützung! Helfen Sie bitte mit! Zum helfen klicken Sie bitte HIER.

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