Ein Farbpigment macht Ärger – schon wieder. Diesmal nicht in Lebensmitteln, sondern direkt auf den Lippen. Die Rede ist von Titandioxid, jenem Weißpigment, das vor wenigen Jahren aus Lebensmitteln verbannt wurde, weil es potenziell krebserregend ist – zumindest, wenn man es regelmäßig verschluckt.
Was viele nicht wissen: Genau dieses Pigment steckt noch immer in den meisten Lipgloss-Produkten, also ausgerechnet in Kosmetik, die regelmäßig abgeschleckt, verschluckt oder unbewusst aufgenommen wird. Und obwohl das EU-Gremium SCCS ganz klar formuliert, dass die Datenlage zur Sicherheit von Titandioxid in Kosmetika nicht ausreicht, setzen Hersteller es weiterhin ein – oft ohne klar erkennbare Kennzeichnung.
ÖKO-TEST hat in seiner aktuellen Ausgabe (4/2025) 15 Lipgloss-Produkte getestet – das Ergebnis ist ernüchternd.
Fakten, die man nicht wegschminken kann
14 von 15 Produkten enthalten Titandioxid (CI 77891) – teils sogar in Nanoform.
Nano-TiO₂ kann laut Studien die Zellwände durchdringen, sich im Gewebe ablagern und entzündliche Prozesse im Darm auslösen, wenn es verschluckt wird.
Einfluss auf die Gesundheit? Laut SCCS: Unklar. Die Genotoxizität kann nicht ausgeschlossen werden, weitere Daten fehlen.
Und jetzt kommt’s: Die Hersteller sind nicht verpflichtet, Nano-TiO₂ immer korrekt zu kennzeichnen – für Verbraucher eine Blackbox.
Ein Lichtblick im Test: Diese Marken verzichten auf Titandioxid
Nur ein Produkt im gesamten Testfeld zeigte, dass es auch ohne geht:
Catrice Max It Up Lip Booster Extreme, Farbe 040 Glow On Me
Note: Sehr gut
Kein Titandioxid
Preis: 3,85 € / 5 ml
Fazit: Wenn es ohne geht – warum machen es die anderen nicht?
Naturkosmetik enttäuscht – trotz Bio-Siegel
Man hätte es anders erwartet: Auch Naturkosmetik-Marken wie Alterra (Rossmann), Alverde (dm), Benecos, Lavera, Sante oder Terra Naturi (Müller) setzen weiterhin auf TiO₂ – selbst wenn es sich um zertifizierte Produkte handelt. Ihre Noten lagen bei „befriedigend“. Das ist nicht genug, wenn es um potenziell riskante Stoffe auf Lippen geht.
Was sagt die Industrie dazu?
Einige Hersteller reden von „zukünftigem Verzicht“, andere reagieren gar nicht. Nur einer hat klar gezeigt: Es geht. Und es geht jetzt. Verbraucher müssen also wieder einmal selbst entscheiden, wem sie vertrauen wollen – und ob glänzende Lippen wirklich den Preis möglicher Gesundheitsrisiken wert sind.
Fazit
Der aktuelle Test bestätigt einmal mehr, was sich wie ein roter Faden durch viele meiner Beiträge zieht: Industrie-Interessen dominieren – bis der Druck der Öffentlichkeit groß genug wird.
Wenn Sie Lipgloss verwenden wollen: Greifen Sie zu Catrice Max It Up, Farbe 040 Glow On Me. ich würde andere Produkte meiden, zumindest so lange, wie Titandioxid noch mit im Spiel ist. Naja… ich selbst verwende ja kein Lippgloss…