Mesmerismus und Hypnose

Die Tatsache, dass das Wort Mesmerismus, welches Bezug nimmt auf den Arzt Franz Anton Mesmer, heute mit dem Begriff Hypnose fast gleichgesetzt wird, bedarf einer Aufklärung und Differenzierung. Denn leider ist dadurch die wichtigste Erkenntnis von Mesmer, nämlich der Heilmagnetismus, in den Hintergrund gerückt, indem man Mesmer als den Erfinder der Hypnosetechnik erklärt.

So lesen wir bei Wikipedia unter: Geschichte der Hypnose

Die moderne Wissenschaft nahm die Hypnose um 1770 als Phänomen wahr. Franz Anton Mesmer experimentierte mit Magneten, die er Patienten auflegte. Er nannte den Effekt ‚Magnetismus animalis‘, schrieb jedoch die Heilkräfte den Magneten zu. Aufgrund von Mesmers Popularität nannte man den Vorgang des Hypnotisierens lange Zeit auch „Mesmerisieren“; ein Ausdruck, der im zeitgenössischen Englisch noch existiert (to mesmerize = hypnotisieren). […]  Franz  Anton Mesmer (* 23. Mai 1734 in Iznang; † 5. März 1815 in Meersburg) war ein deutscher Arzt, Heiler und der Begründer der Lehre vom animalischen Magnetismus, auch Mesmerismus genannt.

In einem Einladungsschreiben der Deutschen Gesellschaft für therapeutische Hypnose und Hypnoseforschung e.V.-GTH ist zu lesen:

Als „die wichtigste aller jemals gemachten Entdeckungen“ bezeichnete der Philosoph Schopenhauer die Hypnose. Wie aktuell diese Einschätzung heute ist, hätte sich selbst ihr wissenschaftlicher Stammvater Franz Anton Mesmer, der große Philosoph, Theologe und Arzt vom Bodensee, kaum träumen lassen.

Auch hier wird Mesmer als der Stammvater der Hypnose bezeichnet. Jedoch: Franz Anton Mesmer war nicht der Begründer der Hypnose oder Hypnosetherapie! Wie ist diese falsche Zuordnung entstanden?

Mesmer hatte zahlreiche Schüler, und gründete zur Verbreitung seiner Lehre sogenannte Gesellschaften „der Harmonie“, die auch außerhalb Europas Fuß fassten.

Einer seiner berühmten Schüler war:

Armand Marie Jacques de Chastenet de Puységur, Marquis de Puységur (* 1751; † 1825) ….. ein französischer Aristokrat und ein Lieutenant-Général. Als Schüler Franz Anton Mesmers war er Mitbegründer des Mesmerismus. […] Puységur zerstritt sich mit seinem Lehrer und gründete eine Seitenlinie des Mesmerismus, die in Folge einige Jahrzehnte in Frankreich dominierte. […] (Wikipedia)

Puységur war jedoch nicht Mitbegründer des Mesmerismus! Was war geschehen?

Im Jahr entdeckte Puységur bei der Behandlung eines jungen Schäfers durch Zufall das Phänomen des künstlichen Somnambulismus. (Als natürlicher Somnambulismus wird das Schlafwandeln bei Mondsüchtigen bezeichnet, welches bei geschlossenen Augen und ohne Kontrolle durch das Tagbewusstsein abläuft). Der junge Mann fiel in Schlaf, aber es war ein ganz anderer als der normale. Es war auch kein heilmagnetischer Schlaf, der bei einer Behandlung durch Magnetisieren auftreten kann in Folge einer tiefen Entspannung. Der Schlafende erwachte nicht mehr. Puségur schüttelte ihn vergeblich. Dann befahl er ihm aufzustehen und da geschah das Außergewöhnliche.

Der „schlafende“ Patient stand tatsächlich auf und benahm sich am hellen Tag wie ein Somnambuler. Puségur war verblüfft, hilflos, schockiert. Er versuchte mit ihm zu sprechen, ihn auszufragen – und siehe, der Bauernjunge antwortete aus seinem Traumzustand vollkommen klug und klar auf jede Frage. Ein neues Phänomen war entdeckt. Puségur veröffentlichte l784 darüber einen Bericht: „Rapport des cures opérées à Bayonnen par le magnétisms animal adressé à M. l`abbé de Pulanzet, conseiller-clerc au parlament de Bordeyus.

Dass sich Franz Anton Mesmer ganz entschieden gegen diesen künstlichen Somnambulismus gewandt hat, ist uns überliefert durch den bekannten Arzt und Dichter Andreas Justinus Christian Kerner (1786-1862). Er zitiert Mesmer in seinem Buch: „Franz Anton Mesmer aus Schwaben, Entdecker des thierischen Magnetismus, Frankfurt1856“ mit folgenden Worten:

Mesmer wandte sich gegen den künstlichen Somnambulismus: Der tierische Magnetismus, so erklärte er, ist unabhängig vom Somnambulismus, der ein gefährliches und verdächtiges Phänomen darstellt, das die Ausbeutung der Lehre durch Scharlatane begünstigt….

Das dürfte auch der Grund gewesen sein, dass Puységur sich von Mesmer abwandte, sich mit ihm zerstritt und eine eigene Seitenlinie aufbaute….

Erst viel später wurde das von ihm entdeckte Phänomen als Hypnose bezeichnet. Es war ein schottischer Arzt namens James Braid (1795-1860), der l841 durch eine Demonstration des Magnetiseurs Charles Lafontaine auf den Magnetismus und den künstlichen Somnambulismus aufmerksam wurde. Er prägte dafür den Ausdruck Neurohypnosis – später verkürzt zu Hypnose – in Anlehnung an den griechischen Gott des Schlafes „Hypnos“. Der schottische Chirurg James Esdaile (1808 – 1859 ) hat in Indien zahllose Operationen in Hypnose durchgeführt, und seine Eingriffe als „mesmeric operations“ bezeichnet, was leider wiederum die Verbindung von Hypnose und Mesmerismus stärkte.

Es ist unbestritten, dass schmerzfreie Operationen in Hypnose, ohne Anästhetikum für die Betroffenen eine großartige Hilfe darstellt, jedoch wissen wir auch, dass mittels Hypnose, wie sie auch in den Geheimdiensten weltweit angewendet wird, verheerende Auswirkungen haben kann. Darauf hat sich wohl die Aussage von Mesmer gerichtet, der intuitiv erkannte, welche Gefahren damit verbunden sein können.

Das Netzwerk für Heilmagnetismus hat es sich zur Aufgabe gemacht, der wahren Bedeutung und segensreichen Anwendung des Heilmagnetismus in Theorie und Praxis, und vorrangig seinem Wiederentdecker Franz Anton Mesmer, wieder den Stellenwert zu verleihen, der ihm gebührt. Und damit den Begriff Mesmerismus zu trennen von dem Begriff der Hypnose, welche mit Mesmerismus nicht gleichgesetzt werden sollte.

Quellen:
Ciba-Zeitschrift, 9.Jahrg., Nr. 105, Basel 1947
Stefan Zweig: Heilung durch den Geist, Frankfurt/Main 1986
Arnold Johanna: Mit deinen Händen heilen – Heilmagnetismus praktisch angewandt , Schirner Verlag TB 2011

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Johanna Arnold
Johanna Arnoldhttps://gesundheitspraxis-ja.de/
Johanna Arnold ist als Heilpraktikerin mit Praxis in München tätig.

Erfahrungen mit Akupunktur im Naturheilsanatorium Schloß Lindach, mit Geistheilern auf den Philippinen und mit Heilmagnetismus in der Praxis ihres Vaters, führten sie zur Suche nach den alles verbindenden Zusammenhängen zwischen allgemein wissenschaftlichen Erkenntnissen und philosophischen Hintergründen, zwischen Individuum und Schöpfung.

Aus den daraus resultierenden Erkenntnissen entwickelte sie ein neues Heilungskonzept, die Ordnungstherapie nach J. Arnold, das sowohl für Laien als auch für Therapeuten äußerst hilfreich anzuwenden ist.

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