Ein Leistenbruch ist ein sogenannter „Eingeweidebruch im Bereich des Leistenkanals“. Er tritt meistens an sogenannten Schwachstellen auf, wie zum Beispiel bei Männern, wo der Samenstrang in die Bauchdecke eintritt. Bei einer Erweiterung tritt dann das Gewebe aus dem Bauchraum in den Leistenkanal über. Der Bruch (Hernie) ist äußerlich gut erkennbar, da in der Leistengegend eine deutlich ausgeprägte „Beule“ auftritt.
Laut Statistik entwickelt sich bei rund zehn Prozent der Bevölkerung eine solche Hernie.
Die häufigste therapeutische Option ist eine Operation, bei der diese Schwachstelle geschlossen wird. Mehr als 90 Prozent der 1 Millionen Leistenbruch-Operationen, die jedes Jahr in den USA durchgeführt werden, benutzen ein Netzimplantat zur Behebung des Problems.
Die Gründe für einen solchen Eingriff sind nicht nur mögliche Schmerzen und Unannehmlichkeiten, die mit einem Leistenbruch einhergehen können. Vielmehr besteht die Möglichkeit, dass durch diese Schwachstelle Darmgewebe durchdringt, welches dann eingeklemmt werden kann und zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss führt.
Geradlinige Logik, die hier zur Anwendung kommt, ist, dass man die Schwachstelle, also das entstandene Loch, entweder zunäht oder mit etwas verschließt, mit einem Netz zum Beispiel. Laut Bericht vom „Web MD“[1] ist ein Netzimplantat Mittel der Wahl, um Rezidive zu verhindern. Denn angeblich sollen Netzimplantate das Wiederauftreten von Leistenbrüchen im Vergleich zum einfachen Verschluss der Bruchpforte durch Nähen signifikant verringern.
Wir erfahren hier, dass die Operation durch das Netzimplantat zwischen 50 und 100 USD teurer macht. Ein Netz aus biologischem Material kostet jedoch 8000 USD. Und wir erfahren, dass in den USA jährlich mehr als 350.000 solcher Operationen durchgeführt werden (an anderer Stelle war jedoch von 90 Prozent von 1 Millionen die Rede, als rund 900.000).
Zur Frage der Nebenwirkungen werden nur Infektionen und Serome diskutiert, die als entweder geringfügig oder von alleine zurückgehend angegeben werden. Serome sind Ansammlungen von Lymphflüssigkeit und Exsudat im Gewebe. Man kann diese Serome punktieren. Häufig bilden sie sich von selbst zurück.
Oder mit anderen Worten: Laut „Web MD“ gibt es für die Netzimplantate kaum nennenswerte Nebenwirkungen.
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Netzimplantate im Märchenwald
Im September 2018 erschien ein Bericht in der BBC[2], demzufolge Komplikationen und Nebenwirkungen aufgrund der Netzimplantate bei mehr als 100.000 Patienten auftreten. Hierzu auch einen YouTube-Beitrag[3] der BBC.
Die Zahlen, die hier genannt werden, beziehen sich auf Großbritannien und kontrastieren eklatant mit den verharmlosenden Angaben von „Web MD“. In den letzten sechs Jahren wurden bei rund 570.000 Patienten Netzimplantate vorgenommen. Die hierbei beobachteten Nebenwirkungsraten liegen zwischen 12-30 Prozent. Das sind rund 170.000 Patienten mit Implantat-Nebenwirkungen.
Die Nebenwirkungen sind teilweise so verheerend, dass die Patienten unter permanenten Schmerzen leiden, die normale Alltagsverrichtungen, Schlaf, Arbeit etc. unmöglich machen. Eine Reihe dieser Patienten werden depressiv und denken sogar über Selbstmord nach.
Laut BBC wird dieses Szenario dadurch begünstigt, dass das britische Gesundheitssystem keine verbindlichen Regularien und Leitlinien hat, die die Behandlung und Nachversorgung der Patienten regeln. Die Hersteller der Netzimplantate können somit praktisch machen, was sie wollen, was sie anscheinend dann auch tun.
Nebenwirkungsprofil der Netzimplantate
Drugwatch.com[4] lässt keinen Zweifel daran, dass die schwerwiegendsten Komplikationen nach einer Netzimplantation bei Leistenbruch einen tödlichen Ausgang nehmen können. In den allermeisten Fällen verursachen sie zu mindestens schwere Schmerzen von langanhaltender Dauer. Dabei sind die schweren Nebenwirkungen nicht die berühmte „Spitze des Eisberges“, also Ausnahmesituationen, sondern diese Nebenwirkungen sind sogar die häufigsten.
Diese Nebenwirkungen sind:
Adhäsion
Es handelt sich hier um eine Anhaftung des Netzes an organisches Gewebe, oft auch an naheliegendes Darmgewebe. Chronische und oft schwere Schmerzen sind oft das einzige Symptom beim Patienten für eine solche Adhäsion. Langfristig führt dies häufig zu einem Darmverschluss.
Die Hersteller versuchen der Adhäsion entgegenzuwirken, indem die Netze mit verschiedenen Belägen versehen werden, die eine Adhäsion verhindern sollen. Dennoch scheint dies nicht die Lösung des Problems zu sein. Denn trotz dieser Belege treten immer wieder diese Nebenwirkungen auf. Eine Studie[5] aus dem Jahr 2009 hat dann gezeigt, dass der Organismus offensichtlich diese Beläge auflöst und absorbiert, was deren ursprüngliche Wirksamkeit hinfällig macht. Und dieser Effekt scheint sogar überraschend schnell einzutreten. Denn die Autoren sahen, dass der Adhäsion reduzierende Effekt bereits nach einer Woche nachließ. Nach einem Monat gab es dann keinen Vorteil mehr im Vergleich zu den Netzen ohne anti-adhäsiven Belag.
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Darmverschluss durch Netzimplantate
Die Adhäsion des Implantats an Darmgewebe kann zu einem Darmverschluss führen, etwas, was man eigentlich mit dieser Operation hatte verhindern wollen. Auch die Verschiebung/Migration des Netzes kann Darmschlingen so verändern, dass es zu einem Darmverschluss kommt. Die Symptome hierfür sind Übelkeit, Erbrechen und die Unmöglichkeit, Stuhl und Darmwinde abzugeben.
Im Falle einer Perforation der Darmwand treten der Darminhalt und die damit verbundenen Bakterien in die Bauchhöhle ein und führen zu einer Peritonitis, die nicht selten in einer Sepsis endet. Es handelt sich hier um ein lebensbedrohendes Szenario.
Infektionen
Oberflächliche Infektionen an der Naht lassen sich vergleichsweise leicht mit Antibiotika behandeln. Infektionen, die sich im Bereich vom und um das Implantat ausgebildet haben, sind viel schwieriger zu behandeln. Hier bleibt dann oft nur noch eine Option übrig: Eine erneute Operation, um das Implantat wieder zu entfernen. Die Symptome hier sind Entzündungsprozesse, Fieber und Symptome, die einer Erkältung gleichen.
Abstoßreaktionen
Das Implantat ist durchaus in der Lage, Immunreaktionen loszutreten. Dies führt dann zu Abstoßreaktionen. Die Symptome hierfür sind schwere Schwellungen im Operationsbereich, Schmerzen und/oder Berührungsempfindlichkeit in diesem Bereich, Rötungen und grippeähnliche Symptome.
Verschiebungen/Migration das Implantats
Wenn das Implantat sich nach der Operation ablöst, dann besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass es im Bauchbereich zu „wandern“ beginnt. Die dadurch provozierten Reaktionen können unterschiedlich aussehen. Es kann zu Adhäsionen, Fisteln, Abszessen und Darmverschlüssen oder Darmdurchbrüchen kommen. Die Symptome hierfür sind extreme Schmerzen. Das Ganze kann aber auch zunächst schmerzfrei verlaufen, bis dann bei schwereren Schädigungen die entsprechenden Symptome auftreten.
Rezidive
Eine der häufigsten Komplikationen nach Netzimplantation ist die Rückkehr des Leistenbruchs. Die genaue Ursache für diese Häufigkeit ist bislang noch ungeklärt. Von daher sollte man sich als Patient vergegenwärtigen, dass eine Implantation solcher Netze keine Garantie ist, dass man sein Problem mit dem Leistenbruch jetzt überwunden hat.
Es gibt eine Studie[6] aus dem Jahr 2016, die bei 3200 Patienten gezeigt hatte, dass der Einsatz eines Implantats zwar die Wahrscheinlichkeit eines Rezidives erst einmal verringert hatte. Aber die Studie zeigte auch, dass ein erhöhtes Risiko für Langzeitkomplikationen gibt, die diesen scheinbaren Nutzen zunichte macht. Denn die damit verbundene Loslösung und Migration des Netzes sorgt dafür, dass der Leistenbruch wieder manifest wird. Der Gesundheitszustand der Patienten und ihr Lebensstil scheinen ebenfalls das Risiko für ein Rezidiv mit zu beeinflussen.
Fazit
Schmerzen nach einer Operation sind oft ein Alarmzeichen, besonders wenn nicht direkt die Operationswunde, sondern andere Areale betroffen sind. Bei Netzimplantaten nach einer Leistenbruch-OP und danach auftretenden Schmerzen sollte man besonders vorsichtig werden. Denn die oben beschriebenen Nebenwirkungen sind häufig (bis zu 30 Prozent) und potentiell lebensbedrohlich.
Was sind die Alternativen?
Mögliche Alternativen möchte ich hier nur kurz skizzieren und auf entsprechende Beiträge von mir verweisen.
Infrage kommen für mich:
a) Osteopathie und andere Manulle Verfahren. Hierzu muss der Zustand des Gewebes beurteilt werden und wie (oder ob) dadurch Hilfe geleistet werden kann. Ebenso sollte die Funktion des ISG (Kreuzdarmbein-Gelenk) geprüft werden. Der Patient braucht auf jeden Fall Eigenübungen um den Zustand zu stabilisieren. Mehr zum Thema Faszien hier:
https://www.der-fitnessberater.de/grundlagen-der-trainingslehre/faszientraining/
b) Fasten (Darmentlastung): Ein atonischer Darm oder schlicht erschlaffter und „überfüllter Darm“ erzeugt zu viel Druck. Auch dies sieht und kann man ertasten. Fasten hilft hier enorm und bringt Erleichterung. Selbstverständlich müssen die Ursachen abgestellt werden, was eine Änderung der Nahrungs- aber auch Bewegungsgewohnheiten bedeutet.
Zum Thema Darmreinigung hier nehr: https://www.gesund-heilfasten.de/darmreinigung-und-entschlacken/
c) Einläufe (Darmentlastung): wie eben ausgeführt. Einläufe bringen manchmal eine rasche Entlastung. Ursachen müssen aber abgestellt werden. Ausführlich zum Thema Einlauf hier:
https://www.gesund-heilfasten.de/einlauf-darmeinlauf/
d) Homöopathie: auch hier sehen wir gute Erfolge. Die möglichen Ursachen wie unter a) bis c) beschrieben müssen aber abgestellt werden.
e) Vitalstoffe für das Bindegewebe – allen voran Silizium. Eine Beurteilung der Vitalstoffsituation sollte durchgeführt werden. Das Silicium spielt hier eine bedeutende Rolle. Mehr dazu hier: https://www.vitalstoffmedizin.com/silizium/
Mehr zum Bindegewebe und was Sie tun können hier:
https://www.naturheilt.com/bindegewebsschwaeche/
Die Maßnahmen können durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen begleitet werden um den Erfolg zu beurteilen. Die Ärztezeitung berichtete bereits 2010:
Bei einer Ultraschalluntersuchung sei zu beobachten, wie sich die Hernie verändert, wenn ein Patient durch Pressen den Druck im Bauchraum erhöhe, berichtet Dr. Helmar Gai aus Hamburg. Eine Studie der Klinik Fleetinsel in Hamburg mit mehr als 7000 Patienten belegt, dass die Form der Hernie in der Untersuchung eine gute Risikoabschätzung ermöglicht.[7]
Meist ist das aber gar nicht mehr nötig, weil die Patienten rasch merken, dass sich die „Situation“ deutlich verbessert.
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Quellen:
[1] Mesh for Hernia Repair Reduces Recurrence, Study Suggests – WebMD
[2] Hernia mesh complications ‚affect more than 100,000‘ – BBC News
[3] Hernia mesh complications ‚affect more than 100,000‘ – BBC News – YouTube
[4] Hernia Mesh Side Effects | Various Complications & Treatments
[5] Degradation of mesh coatings and intraperitoneal adhesion formation in an experimental model. – PubMed – NCBI
[6] Long-term Recurrence and Complications Associated With Elective Incisional Hernia Repair | Minimally Invasive Surgery | JAMA | JAMA Network
[7] aerztezeitung.de/Medizin/Ultraschall-hilft-Leistenbruch-Op-haeufig-zu-vermeiden-218993.html